Take Off und langsame Sections lassen sie ordentlich Spaß haben. Als die Tide steigt paddeln wir weiter nach rechts wo eine Linke mit gewaltigen Close – Out - Sections herausfordernd einlädt. Plötzlich zeigt sich am Horizont das wohl größte Set des Tages und ich bemerke, wie mein Mädchen geradewegs Richtung Peak paddelt. Zwar hat sie das mit der Vorfahrt noch nicht so ganz verinnerlicht; aber sie ist ein ziemlich hübsches Mädchen, sogar im Neo und kann sich somit einiges rausnehmen.
Ich rufe ihr zu, dass sie paddeln soll, paddeln, paddeln, paddeln. Sie sitzt Tief. Fast zu Tief, aber sie schafft es aufzustehen und zumindest der Weißwasserwalze zu entkommen. Ich wusste von vornherein, dass es ein Clouse-Out wird. Aber eben diese Erfahrung ist wichtig. Und wenn du sie 100-mal durchlebt hast, kannst du dich in Zukunft drauf verlassen, dass du weißt wo und wie du zu sitzen hast.

Es ist heiß; ich fange an zu schwitzen. Sobald die Sonne aufgeht entwickelt sich unser Iglozelt zu einer 90 Grad Sauna. Für mich alle Zeit aufzustehen, weil ich den Wecker schon wieder nicht gehört habe.
Glücklich über eine weitere ungestörte Nacht mitten in der Wildnis, streife ich mir meinen taukalten Neoprenanzug über und lasse meine Freundin allein zurück. Wenn ich wiederkomme, werde ich voller Befriedigung strahlen. Und das ganz ohne sie. Ich laufe einen halben Kilometer bis ich das Meer erkennen kann. Meine Schritte werden schneller. Gestern war es ziemlich verblasen und trotzdem entschied ich mich eine weitere Nacht am Playa de Louro zu bleiben.
Bei schlechten Bedingungen verstauen wir unser Schlaflager in dem kleinen Seat Ibiza und geben Gas. In der Regel. Doch gestern Abend haben wir zu viel Weißwein getrunken, wie jeden Abend gut gegessen und die beängstigende Stille der Landschaft genossen. Als sich meine Packung Fortuna dem Ende neigte, beschlossen wir, trotz strömenden Regens und zwei Flaschen Siaglo, das nächste Dorf aufzusuchen. Es war mittlerweile 00:30 Uhr. Selbst am helllichten Tag ist es nicht so einfach, mitten in Galizien, einen Automaten zu finden. Doch wir hatten Glück und trafen zwei einheimische Jugendliche, die mir ohne Bedenken 3 Zigaretten in die Hand drückten.
Meines Erachtens waren sie nicht übermäßig freundlich, sondern bemitleideten meine Barfüße, die seit 4500 km keine Schuhe mehr gesehen haben. Ganz ehrlich: Gibt es etwas Schöneres an einem Surftrip, als Barfuss und in Boardshort durch Südeuropa zu düsen? Wohl kaum. Trotzdem wird es Neopflichtig, desto weiter man die spanische Nordküste gen Westen fährt. Das Wasser wird Kälter und die Line – Up’s leerer. So leer, dass ich mir an diesem besagten Morgen für eine Sekunde denke umzudrehen.
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