Ein Hammererlebnis haben wir in der durch ihre schlichte Schönheit beeindruckenden Bucht von Langre. Ein Sackgasse führt auf eine Klippe, die zwei Strände von einander trennt. Links eine kleine Badebucht in mitten von hohen Felsen, die mit einer langen Treppe erreichbar ist, auf der jede Menge hübsche Eidechsen wohnen, und rechts eine Bucht mit ca. 1 km langem und sehr breiten Strand. In der Sackgasse parken die Autos – viele Spanier, ein paar Franzosen und ein großer, grüner LT 28 aus Hamburg. Wir hin, um mal zu hören, wie, wo, was der Spot läuft, doch wie so oft in diesem Urlaub steckt in den Autos nie drin, was drauf steht. Der Australier, der sich am Bus umzieht, ist kein Hamburger und auch nur Surfschüler und hat leider keine Ahnung. Wie wir inzwischen so am Bus stehen, mustern wir den Lack und kommen ins Stutzen: den verblichen Lack an dieser Stelle kennen wir doch! Wir gehen zur Front und erkennen weitere Stellen, die uns gut bekannt sind. Der Australier steckt in unserem alten Bus! Der, in dem wir die letzten Jahre als Familie Tetris gespielt haben und den wir 2010 in HH gegen unser Womo getauscht haben, weil wir einfach zu viert nicht genug Platz hatten. Sachen gibt’s. Jetzt suchen wir doch noch den Hamburger, dem das Auto gehört und der den Bus für seine Surfschule gekauft hat, und stellen alle mal wieder fest, wie klein die Welt doch ist. Ein lange, schöne Surfsession im nicht anfängertauglichem Line-Up zwischen überraschend freundlichen Locals rundet den Tag ab. Nur selten haben die anderen Spanier so viel Toleranz und entspannte Gelassenheit auf Lager, wie der mit dem die beiden Jungs am brechenden Teil der Welle liegen. Aber hier wurden die Wellen mit zunehmendem Nordwestwind einfach jede Stunde besser und es waren in der Tat genug für alle da. Das sind die Momente, in denen man sich fragt, warum das eigentlich nicht überall so sein kann? Daumen hoch für León nach gelungenem Ride und die immer wieder erstaunten Gesichter, wie denn ein 11jähriger Junge aus Deutschland schon so gut surfen kann? Como puedo ser?! Wie das sein kann, wissen wir natürlich schon, denn seit León 6 Jahre alt ist, liebt er das Surfen und geht wann immer er kann in der Ostsee surfen. Die Fährwelle macht schnell und schult den Blick, denn hier kann man nicht lange fackeln, sonst ist die Welle wieder weg. Aber auch, wenn "Time on the water" zählt; im Prinzip kommen wir uns schon mit León vor, wie die Jamaikaner auf der Bobweltmeisterschaft. "Wie, Ihr kommt von der Ostsee und Ihr seid Wellenreiter?" So auf Anhieb versteht das keiner, aber spätestens wenn man León aufspringen und ihn seine Bottom- und Topturns in die Welle zirkeln sieht, ist klar, dass hier Talent und Leidenschaft am Start sind. Und dann ist auch klar, dass die Sticker von Quiksilver, Semiseco, FCS, Oakley und NAEO auf dem Equipment Sponsorenreferenzen sind und da nicht zufällig drauf geklebt wurden.
Nachhaltig in meinem photografischen Gedächtnis verankert ist Valdearena, ein riesiger Strand mit rotem Sand, breitem Dünengürtel und vielen Felsen inmitten eines Naturschutzgebietes und trotzdem kann man auf den weitläufigen Parkplatz bis an die Dünen fahren und die Bucht von dort aus überblicken. Thomas und ich sind beeindruckt, aber auch die einzigen, die bei 10 Bft, die Sandstrahlung länger als 2 Minuten aushalten. Es ist nicht surfbar, die Wellen brechen hier close-out auf den Strand, aber es ist toll anzuschauen von der Ausflugsbar oberhalb der Bucht, die einen anständigen Café con Leche an den Start bringt. Wir wollen nicht warten bis der Wind aufhört und fahren weiter.

Oyambre ist nett, kurz hinter dem touristischen, sehenswerten Comillas, mit einem Campingplatz direkt über der Klippe vom Surfstrand. Hier gibt es in wenigen Kilometern Entfernung viele Buchten, große und kleine, die unser mittlerweile erstandener Surfguide Europe preist. Nur haben wir die ganzen Wochen einen strammen Nordwestwind,
der immerhin Windwellen bringt, aber leider nicht den ersehnten Swell. Vom ablandigen Wind können wir bei der Wetterlage, die zu Hause in Deutschland Regen satt bringt, nur träumen. Aber Perlensucher finden ja auch bekannt lich viele Wochen keine Perlen. Und wir trösten uns mit der phänomenalen Landschaft, den netten Städtchen, die netten Bäckereien, die leckere Schokocroissants backen und wirklich leckeren Cola Cao servieren, heiße Schokolade, die ihren Namen verdient, wie die Kinder finden.
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